Snapchat ist ein Hype. Die App der Stunde. Aber für alle jenseits der Pubertät ist es vor allem eines: ein Mysterium. Sascha Lobo scherzte bei der Webkonferenz republica Anfang Mai in Berlin die digitale Avantgarde erkenne man daran, „dass wir noch viel früher als alle anderen Snapchat nicht verstanden haben". Wir Fredmanskys wollen es aber verstehen. Auf der Suche nach Erleuchtung luden wir einen echten Experten zur Snapchat-Schulung in die Agentur: den 11-jährigen Paul.
Workshop mit einem Digital Native
Am Freitag nach der Schule kam er zu uns in die Agentur, fachsimpelte noch kurz über Sneaker und sprach dann im Besprechungsraum vor versammelter Mannschaft und laufender Kamera. Mit abenteuerlich flinkem Daumen klickte, swipte und führte uns Paul durch die Welt von Snapchat – wir hatten Mühe ihm zu folgen. Nach einer Erklärung der wesentlichen Funktionen war uns das Programm einigermaßen klar, der Sinn erschloss sich einigen aber immer noch nicht.
Was ist an Snapchat so besonders?
Es ist authentisch und nicht so inszeniert wie beispielsweise Instagram, erklärte Paul einen der Snapchat-Vorteile sinngemäß. Ein weiterer: Man könne Videos unkompliziert ohne Schnittprogramm herstellen und veröffentlichen. Außerdem gefällt ihm, dass die Daten einfach wieder verschwinden. Er sei kein Fan großer Foto-Datenmengen auf seinem Handy, gestand der 11-Jährige. Ganz anders als wir Digital Immigrants, die Fotos gerne in rauen Mengen horten, stets mit der Angst im Nacken das Handy könnte den Geist aufgeben und alle Erinnerungen mit ins Grab nehmen.
Ein 11-Jähriger erklärt uns dieses Snapdings. Mein gleichaltriger Kollege fühlt sich uralt und ich jetzt auch ein bisschen.
Schnelllebigkeit par excellence
Dass die digitale Welt keine bedächtige, langsame ist, ist nichts Neues. Snapchat schafft es aber, das Tempo noch einmal gravierend zu erhöhen. Die Snaps dauern nur wenige Sekunden. Privat adressierte Nachrichten lassen sich nur einmal ansehen, Storys zumindest 24 Stunden lang. Danach ist alles wieder vergessen und vorbei. Wohin auch immer die Daten verschwinden, für User sind sie jedenfalls nicht mehr abrufbar. Bei Snapchat kann man nichts liken, nichts kommentieren, nichts teilen. Ein Geniestreich, damit das Netzwerk smart und kurzlebig bleibt. Wenn mal ein Foto nicht so perfekt ist, egal, die Nachricht zerstört sich in spätestens 24 Stunden von selbst.