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Das Beste vom Besten Europas: ADCE Jury in Barcelona

ADCE? ADAC? ÖAMTC? War das nicht ein Song von den Fantastischen 4? Ah nein, ADCE, Art Directors Club Europe. Der Club der Clubs. Mit dem Award der Awards. Wie das ist, wenn man dort in der Jury sitzt und aus den bestesten Designs und Kampagnen Europas aussiebt, kann ich jetzt erzählen. Für alle, die nicht so viel lesen wollen: Es ist ein ziemlicher Superlativ.

Tag 3, 31. Oktober, "I liked it. What was it?"

7 Uhr. Barcelona ist noch finster. Ich sehe es durch die Glasfront der Lobby im Hotel, die zugleich auch Frühstücksraum und Bar ist. Eine wohl zufällige Metapher. From Cradle to Grave.
Ich fühle mich ausgespuckt von den letzten zwei Tagen. Muss für mich erst sortieren, was gerade passiert ist. Es begann damit, dass ich nach Barcelona flog, um beim ADCE Art Directors Club Europe Award zu jurieren. Zwei Tage mit preisgekrönten Arbeiten aus Design und Werbung. Zwei Tage mit über 60 Top-Kreativen aus 21 Ländern. Gute Gespräche, brillante Arbeiten, spannende Diskussionen, verrückte Locations und Wows an jeder Ecke. Als Schwamm, der alles aufsaugt, werde ich in so einer Umgebung sehr schnell voll. Aber das hinderte mich nicht, alles zu erleben und nichts zu verpassen. Es war eine fantastische, wenn auch sehr komprimierte Erfahrung. In Meeting-Deutsch: “Ich nehme mir ganz, ganz viel mit.”

Tag 1, 29. November, "10 Meters to get Buddies"

Die ersten Stunden haben etwas von einem ersten Tag an einer neuen Schule. Die meisten Juror:innen sind überpünktlich beim Disseny Hub (Design Museum Barcelona) und versuchen irgendwo andocken. Die Schüchternen und Unabkömmlichen widmen sich ihren Handys, etwas abseits gruppieren sich die Raucher. In der Aula werden Badges ausgegeben, damit niemand verloren geht. Wer bereits Anschluss gefunden hat, plaudert bei einem Kaffee. Als Frau ADCE Director zu den Begrüßungsworten anstimmt, wird’s busy. Die Jurys versammeln sich, begrüßen sich wie alte Freunde und ziehen sich in ihre Räume zurück, wo sie bleiben werden, bis es längst finster geworden ist.

Wir haben an diesem einen Tag um die 50 Arbeiten zu diskutieren und zu bewerten, die es aus unserem Online Voting (in der Woche davor) weiter geschafft haben. Für die anonyme Abstimmung bekommen wir iPads, die mit unserem Namen beschriftet und bereits eingeloggt sind. Das heißt, die Diskussion ist offen, die Wahl aber unabhängig von möglichen Meinungsmachern, die eine Gruppe erfahrungsgemäß schnell zu lenken wissen. Mag ich.

Jetzt kommt der Teil, wegen dem wir alle hier sind: Nein, nicht die Frinks. Die Diskussionen. Ob dieser Part als erfüllend oder nervtötend erlebt wird, entscheidet die Zusammensetzung der Gruppe. Das ist Glückssache. Ich ziehe den Jury Jackpot. Wir diskutieren auf Augenhöhe, mit Tiefgang, Argumenten und ganz viel (britischem) Humor. Den brauchst du auch, wenn du NGO Arbeiten in deiner Jury hast. O-Ton Jury Vorsitz: “We killed the Cancer Lady. So let’s go and kill Robert Capa.” (Diesen Insider erklär ich euch gern mal persönlich.)

Meine Jackpot-Jury: Da ist der Engländer, der eigentlich Brasilianer ist, aber einen italienischen Pass hat. Lange, gute Geschichte. Zwei Italienerinnen: eine aus London, eine aus Mailand. Der Zypriot, der bei jeder Einreichung auch die Typo beurteilt und uns damit einen Running Gag schenkt. Eine Spanierin und ein Rumäne, der Humor und Herz hat. Ein irischer Copywriter, der abends dann so manchem Klischee gerecht wird. Zwei Kreative aus der Ukraine, die uns mit ihren persönlichen Geschichten berühren. Eine junge Kreative, die nicht stimmberechtigt ist, aber zusehen und lernen darf – und will.

Immer noch Tag 1, "Damit hab ich jetzt nicht gerechnet"

Unser Endgegner: Die Zeit. Um 20.30 sollen wir beim Jury Dinner sein. Daran erinnert uns der Jury Assistent mit Vehemenz. Wir hören seine Gebete: Punktlandung.

Irgendwie bin ich auf ein Restaurant eingestellt, als ich dem Google Navi durch die Gassen von Barcelona folge. Die leerstehende Lagerhalle und der Lastenaufzug kommen überraschend. Mehr noch das Apartment, in das mich der Aufzug im fünften Stock entlässt. Das könnte ein Set aus Narcos sein. Ist es wahrscheinlich auch. An den Wänden hängt Kunst, auf den Tischen sind Häppchen drapiert, im Badezimmer benutzte Zahnbürsten. Im opulenten Schlafzimmer richten Catering-Menschen Brötchen an, auf der Kochinsel schenkt eine Bardame Getränke aus. Komplett schräg. Aus den Schüchternen, Unabkömmlichen, Rauchern des Morgens sind längst Verbündete geworden. Wir reden uns um Minuten und Stunden und fallen irgendwann in unsere Betten oder eine Studentenbar.


Tag 2, 30. Oktober, "It was a pleasure"

Am zweiten Tag werden Sonderkategorien bewertet. Dafür sitzen dann alle Juror:innen in einem Raum. Die Einreichungen dafür haben wir an Tag 1 nominiert. Die jeweiligen Jury-Vorsitzenden pitchen die nominierten Arbeiten.

Abschließend wird noch einmal gegessen, getrunken und gemingelt. Bevor ich übernachtig (überwältigt?) durch Barcelona wandelte, um noch ein paar Eindrücke und Geschenke mitzunehmen. Unsere Jury spamt währenddessen Whatsapp voll. “The dream team! Thank you all, it was a pleasure firing Robert Capa with you guys!”