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We Are Developers Berlin – ein Kongress der Superlative

10.000 Developer, 8 Stages, 3 Messehallen – dies sind die beeindruckenden Eckdaten des We Are Developers World Congress in Berlin. Während meine Kolleg*inn*en am Fifteen Seconds in Graz unterwegs waren (Neugierig? Dann bitte hier entlang), zog es mich in die bundesdeutsche Hauptstadt, um einer Dev-Konferenz der Superlative beizuwohnen. Weshalb ein Schachprofi seine maschinelle Nemesis schätzt, und warum man Developern ihren Heiligen Gral nicht verwehren sollte, das lest ihr in den folgenden Zeilen.

We Are Developers 1

Lange ein Mainstay in der österreichischen Dev Festival-Landschaft, so wagte sich das We Are Developers heuer zum ersten Mal ins Ausland und schlug seine Zelte in Berlin auf. Nicht verwunderlich: die Tech- und Startup-Community der Stadt floriert und katapultiert nicht selten Firmen wie SoundCloud, N26 oder Zalando in den Äther. So war es auch keine Überraschung, dass die Factory Berlin – einer der wichtigsten Co-Working Spaces und Inkubatoren der Stadt – mit helfender Hand an der Ausrichtung beteiligt und mit einem Bällchen-Bad am Start war. Anscheinend sind diese gerade voll im Trend – auch am Fifteen Seconds wurde ein solches gesichtet.

Der World Congress stand dieses Jahr unter dem Thema „People – Code – Future“. Behandelt wurden in den acht parallelen Tracks unter anderem Frontend, Backend, CMS, Dev-Ops, Blockchain und Internet of Things (IoT) – ein echter Querschnitt von all things tech quasi. Aus dem umfangreichen Programm einen persönlichen Plan zu basteln war da gar nicht so einfach. Jedoch konnte ich mir durch die Konferenz-App eine Agenda zusammenstellen, die trotz der weiten Wege, die es zwischen den einzelnen Hallen zurückzulegen galt, fachlich ansprechende und interessante Talks sinnvoll kombinierte. Von den insgesamt 18 Sessions, denen ich beiwohnen konnte, möchte ich drei besonders hervorheben.

Von Schach, Digitalweckern und MS Dos

Die Opening Keynote wurde heuer vom Schach-Großmeister Garry Kasparov gehalten. Auf den ersten Blick mag es eigenartig wirken, warum genau solch ein Talk die passende Eröffnung einer Entwickler*innen-Konferenz sein sollte. Jedoch hat Kasparov wohl wie kein Zweiter gemerkt, welches Potenzial in Maschinen steckt – auch wenn Deep Blue (die AI, die ihn schlussendlich im Schach besiegen konnte) in etwa die Intelligenz eines heutigen Digitalweckers hat. Trotzdem (oder gerade deswegen) schätzt Kasparov seine maschinelle Gegnerin im Speziellen und AI im Allgemeinen. Interessanterweise zerstreut er sogleich auch alle Ängste, dass Maschinen die Weltherrschaft übernehmen könnten – zu wenig ausgereift seien sie, meint er, und zieht den Vergleich zwischen MS Dos und dem aktuellen Windows 10, was den heutigen Fortschritt von AI betrifft. Außerdem hat Technologie nicht das Monopol auf Gut und Böse – dies liegt weiterhin beim Menschen. Technologie ist agnostisch und neutral. Die spannende Frage ist, wie und für was man sie nutzt.

Humans still have the monopoly on evil – AI doesn't get worse than its creator.

Garry Kasparov
We Are Developers 2

Von jahrzehntelangen Hacks und langweiligen Geeks

Am zweiten Tag betrat einer derjenigen die Main Stage, denen das Internet viel zu verdanken hat: Rasmus Lerdorf, seines Zeichens Erfinder von PHP. Was vor 25 Jahren als kleiner Hack begann – die target audience von PHP war am Anfang nur Lerdorf selbst – ist heute aus dem Web Development nicht mehr wegzudenken. Die ursprüngliche Intention dieser Programmiersprache war, Business Logic vom Frontend zu trennen und dadurch zu einem robusten, performanten und sicheren Stack – auch bekannt als LAMP – beizutragen. Während der Talk spannend und gut anzuhören war, amüsierte Lerdorf das Publikum, als er sich selbst als langweiligen Geek bezeichnet und seine Erleichterung darüber kundtut, dass das Internet nicht von ihm alleine gestaltet ist. Das Mantra, das er uns mit auf den Weg gibt, klingt einleuchtend: arbeitet an Dingen, die (für euch) von Bedeutung sind.

If only geeks like me would program the Web, the Web would suck – because I’m pretty boring.

Rasmus Lerdorf
We Are Developers 5

Von digitalen Lügen und schnellen Lieferungen aus China

Die besten Talks sind immer noch jede, nach denen man etwas wirklich verstanden hat. So ging es mir bei der Session von David Schwartz, CTO der Kryptowährung Ripple. War die Blockchain bis jetzt immer ein Konzept, mit dem ich mich nicht sonderlich viel beschäftigt habe, so erklärte es Schwartz leicht und verständlich – und das in wenigen Sätzen. Während Computer im "normalen" Internet Informationen zur Verfügung stellen, so müssen jene Informationen in der Blockchain zusätzlich noch bestätigt werden. Digitale Lügen werden somit sofort entlarvt und gar nicht erst zugelassen – fake news-los quasi. Durch die Kombination aus kryptografischer Autorisierung, verteilten Computernetzwerken, Unveränderbarkeit und Validierung bahnt sich eine veritable Revolution im Hinblick auf Datenverarbeitung an. Denn wer findet es nicht spitze, wenn die Zahlung an den Lieblings-Onlineshop genauso blitzartig übermittelt wird wie dessen Bestätigungs-Mail, und das Paket aus China wenige Tage später ankommt?

We Are Developers 4

Mindestens genauso wichtig wie die einzelnen Talks ist auf jeder Konferenz deren Organisation. Leider lief diese nicht ganz so reibungslos, wie man es sich erhoffen würde. Vielleicht lag es daran, dass der World Congress erstmalig in Berlin ausgerichtet wurde? Verständlicherweise stieß der Fauxpas, einem Haufen Devs kostenloses Wasser und vor allem kostenlosen Kaffee zu entsagen, nicht unbedingt auf Gegenliebe. Denn was mag es Wichtigeres für uns Entwickler*innen geben als der Heilige Gral? ☕ Zum Glück nahmen sich die Organisator*inn*en die Rückmeldungen zu Herzen und sorgten am zweiten Konferenz-Tag dafür, dass alle Teilnehmer*innen entsprechend hydriert und koffeiniert waren.

Ein positiver Punkt, den ich beim Thema Organisation jedoch hervorheben möchte, ist die großartige Konferenz-App, mit der man Feedback abgeben, seine persönliche Agenda zusammenstellen und (anonym) Fragen an die Vortragenden stellen konnte. Letztere wurden dann vom Publikum up- oder downgevotet (Stack Overflow, anyone?) und vom Speaker in der jeweiligen Voting-Reihenfolge beantwortet. Dieses coole Feature ermöglichte schnelles, problemloses und digitales Q&A mit gewissem Nerd-Faktor.

We Are Developers 3

Mein Fazit vom We Are Developers World Congress? Spannende Talks, interessante Q&As, hochkarätige Speaker – aber Organisation mit Luft nach oben. Obwohl kleinere single-track Konferenzen mit speziellen Themen durchaus ihren Reiz haben, ist die größte Dev-Konferenz der Welt ein Spektakel der Superlative, das man sich nicht entgehen lassen sollte.